„Eine Art Metamorphose des Menschlichen“

„Der Historische Jesu“ von Gerd Theißen und Annette Merz

Von Hermann Detering, Berlin 2010 [1]

Seit seinem Erscheinen 1996/97 hat sich das vom Neutestamentler Gerd Theißen zusammen mit Annette Merz verfasste Buch über den „Historischen Jesus“ in Deutschland schnell zum Klassiker entwickelt. Trotz einer gewissen Sperrigkeit des als Studienbuch konzipierten, mehr als 400 Seiten umfassenden Wälzers sind die Thesen des Buches offenbar eingängig. Tatsächlich spiegelt sich darin nicht nur die Position der Autoren, sondern die Summe der Auffassungen heutiger Theologen, Pfarrer, Kirchenbesucher und Verfasser von Wikipedia-Artikeln wider. Wenn zukünftige Generationen einmal wissen wollen, welches Jesusbild den bundesrepublikanischen Protestantismus um die Jahrtausendwende prägte, werden sie nicht am  „Historischem Jesus“ vorbeikommen.

Nicht erst im „Historischen Jesus“ spricht Theißen von der „Jesus-Bewegung“  – ein Begriff, der bei Vertretern seiner Generation natürlich sogleich an die „Studenten-Bewegung“ oder auch an die Geschichte der „Grünen“ denken lässt, bevor diese sich dazu entschlossen, Partei zu werden. Ehe Jesus zu deren Begründer wurde, soll er sich der „Bewegung“ um Johannes den Täufer angeschlossen, dann aber unabhängig von ihm aufgetreten sein. Seine Botschaft habe ähnlich gelautet, nur dass er den Schwerpunkt nicht auf das Gericht, sondern auf Gottes Gnade legte.

Interessant ist, dass Theißen/Merz (wohl im Anschluss an den amerikanischen Theologen Sanders[2]) den Kreis der zwölf Jünger, der Jesus auf seinen Wanderungen begleitet, wieder auferstehen lassen, nachdem ihn Bultmann und seine Schüler bereits vorösterlich beerdigt hatten. Sie waren der Meinung, der Kreis habe sich erst nachösterlich gebildet und sei später in die Vita Jesu zurückprojiziert worden (1 Kor 15:15)[3]. Bei Theißen/Merz sehen wir den Mann aus Nazareth wieder wie in den guten alten Hollywoodproduktionen mit einer Schar von zwölf Jüngern durch das galiläische Land schweifen. Die aus einfachem Volk stammende Zwölferschar kommt Theißen/Merz gerade recht, um daran das politische Programm Jesu zu exemplifizieren und zu zeigen, dass die plebiszitären Elemente in der „repräsentativen Volksherrschaft“, die Jesus vorschwebte, auch und gerade auf der Leitungsebene nicht fehlen durften. Ob die zwölf einfachen Fischer, Handwerker und Zöllner für die Aufgabe, bei Anbruch des Eschaton als Richter über Israel eingesetzt zu werden, genügend qualifiziert waren, wäre eine interessante Frage, die aber weder von Theißen noch von Annette Merz erörtert wird.

Jesus und die Zwölf wurden von Frauen begleitet, unter denen Maria Magdalena eine besondere Stellung einnahm. Theißen bezeichnet das als „für einen jüdischen Lehrer ungewöhnlich“. Das ist es in der Tat. Aber Theißen/Merz ist sehr daran gelegen ist, das emanzipatorische Element, das „einen unter hellenistischen Einflüssen zunehmenden Diskussionsprozess innerhalb der palästinensischen Gesellschaft“ widerspiegeln soll, mit in das Bild Jesu hineinzunehmen. Wohl deswegen drücken sie an dieser Stelle ein Auge zu und bevorzugen statt des von ihnen als Regel propagierten „historischen Plausibilitätskriteriums“ (historisch ist alles, „was im jüdischen Kontext plausibel ist“) ausnahmsweise einmal das „Differenzkriterium“[4].

Nach Theißen/Merz bildeten die Jesusgläubigen „zusammen die neue Familie von Müttern, Schwestern, Brüdern und Kindern – eine familia Dei, die Familie Gottes, die Häuser und Äcker teilte, aber ohne menschlichen Vater auskam. Die patriarchalischen Hierarchien sollten in dieser Gemeinschaft nicht gelten…“ (S. 207) Dass die „Jesus-Kommune“ ohne menschlichen Vater auskam, soll aus Mt 10:29f. und Mk 3:31-35 herauszulesen sein, wo bei der Nennung der Angehörigen Jesu der Vater nicht erwähnt wird. Vermutlich aber kaum deswegen, weil bereits die Familie Jesu das patriarchalische Modell ad acta gelegt oder Josef sich wie Rainer Langhans einen radikalen Statusverzicht auferlegt hätte, sondern Markus aus christologischen Gründen auf die „virulente Ansicht von der Jungfrauengeburt stillschweigend Rücksicht nimmt“[5]. Auch 10:30[6]   sagt nichts über die Abschaffung von „patriarchalischen Hierarchien“, sondern nur darüber, dass alle Christen in einem Vaterschaftsverhältnis zu Gott stehen, das den Verlust des irdischen Vaters bei weitem aufwiegt.

Dezent deuten Theißen/Merz dann an, wie wir uns den späteren unaufhaltsamen Aufstieg des Mannes aus Nazareth zum „Gottessohn“ vorstellen müssen: Man traute ihm schon früh „unglaubliche Sachen“ zu, so dass Phantasie und Wirklichkeit am Ende auseinander drifteten: „Die Fama vom Wundertäter Jesus machte sich schon zu seinen Lebzeiten gegenüber der Realität selbständig, wenn man z.B. von wunderbaren Brotvermehrungen erzählte“[7]. Also: Jesus der Heiler ist historisch, die Sache mit den 5000 bzw. 4000 Broten dagegen in ihrer Historizität eher fraglich und geht vermutlich auf ungeprüfte Gerüchte zurück. Auch so lassen sich neutestamentliche Gleichniserzählungen vom „Brot des Lebens“ verstehen. Wir kommen darauf zurück.

Trotz ihrer Beteuerung, nicht die alten Fehler der Leben-Jesu-Forschung zu wiederholen und das eigene Jesus-Ideal in die Arbeit einfließen zu lassen, gelangen Theißen/Merz zu einem Jesusbild, bei dem genau dies der Fall ist.

War das bisherige Bild der Jesusbewegung im Großen und Ganzen ein getreues Spiegelbild der Ideale und Ziele der bundesdeutschen Alternativbewegung seit 1968, kommt nun noch ein neuer Aspekt hinzu, in dem sich vor allem die kirchenpolitischen Verhältnisse in der Bundesrepublik (etwas seit der Erklärung der rheinländischen Synode „Zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“ im Jahre 1980) widerspiegeln. Theißen und Merz legen besonderen Wert darauf, dass Jesus geschichtlich ins Judentum gehört und die Jesus-Bewegung als inner-, nicht antijüdische Erneuerungsbewegung aufgefasst wird. Im Zentrum der von Jesus verkündeten Botschaft steht der jüdische Gottesglaube: „Gott war für ihn eine ungeheure, ethische Energie, die bald zur Rettung der Armen, Schwachen und Kranken die Welt verwandeln werde, die aber für alle, die sich nicht von ihm ergreifen ließen, zum ,Höllenfeuer’ des Gerichts werden konnte … Jeder hatte eine Chance, gerade die nach religiösen Maßstäben Versager und Verlierer waren.“[8] Warum die Verkündigung des jüdischen Gottesglaubens durch Jesus sich gerade an jene richtete, die nach „religiösen Maßstäben“, also nach dem Maßstab eben dieses von Jesus angeblich verkündigten jüdischen Glaubens, versagt hatten, ist eine Logik, die sich nur schwer erschließt.

Jesus und die Pharisäer waren „einander nahe stehende Diskussionspartner“[9]  und seine Auseinandersetzung mit ihnen eine innerjüdische Diskussion, die jedoch in keinem Fall „Todfeindschaft“ schuf. Angesichts der ca. 60 pharisäerfeindlichen neutestamentlichen Stellen, in denen das genaue Gegenteil behauptet wird, eine überraschende These[10]: vgl. Mt 5:20 „Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“; Mt 12:14 „Da gingen die Pharisäer hinaus und hielten Rat über ihn, wie sie ihn umbrächten“; Mt 16:6 „Jesus aber sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!“; Mt 23:2 : „Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer. Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen’s zwar, tun’s aber nicht“; Mt 23:13 „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen!“ usw. usw.

Der Widerspruch löst sich, wenn man weiß, dass es sich hier, wie Annette Merz an anderer Stelle prägnant formuliert, sämtlich um Passagen handelt, „in denen die spätere Entwicklung des Christentums als einer eigenständigen, vom Judentum unterschiedenen, ja diesem feindselig gegenüberstehenden Religion … in die Geschichte des Anfangs zurückprojiziert“ wurde. „Erst in der rückblickenden Perspektive …erscheinen die innerjüdischen Konflikte Jesu als Konflikte mit dem Judentum“.[11]

Das durchaus spannungsfreie und durch freundliche Gespräche „nahe stehender Diskussionspartner“ aufgelockerte Verhältnis Jesu zum Judentum muss nach Theißen/Merz auch theologische Konsequenzen haben. Die beiden knüpfen dabei an das altbekannte Muster christlicher Verkündigungsrede an: Wenn Jesus in Person das Programm des Christentums darstellt, tun wir als Christen gut daran, ihm nachzueifern bzw. uns ihm „anzugleichen“[12] . Sollte sich herausstellen, dass Jesu Selbstverständnis ein jüdisches war, wovon Theißen/Merz überzeugt sind, so kann das auch für „uns heute“ nicht folgenlos bleiben. Weil Erzählungen Identität begründen und die „Erzählung von Jesus … die Grundlage christlicher Identität“ ist, „muss sich das Selbstverständnis des Christentums in einem Punkte ändern …“ Ein Christentum, das sich in der Nachfolge Jesu um den Dialog mit dem einen und einzigen Gott und um die ethische Verantwortung für Welt und Gesellschaft bemüht, „kann sich selbst nur treu bleiben, wenn es seinen jüdischen Wurzeln treu bleibt“[13]. Am Ende des langen mühevollen Weges der Erforschung des historischen Jesus wird nun auch theologisch einiges klarer.

Zum Verhängnis soll Jesus schließlich die sog. Tempelreinigung geworden sein, eine symbolische Handlung, mit der Jesus die dem Tempel verbundene Aristokratie, also wohlgemerkt nicht die Pharisäer, sondern die Sadduzäer, gegen sich aufgebracht haben soll. Auch dies ein Gedanke, der schon bei Theißens Gewährsmann Sanders begegnet. Sanders sah in der Tempelreinigung (aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen) eine der wenigen „beinahe unbestreitbaren [historischen] Tatsachen“ und machte sie zum Ausgangspunkt seines Jesusbuches[14].

Dass andere Forschergenerationen an diesem Punkte schon einmal anderer Meinung waren und die Geschichte für komplett unhistorisch hielten, sei nur am Rande erwähnt. Schmithals: „Das Geschehen der Tempelreinigung – Jesus allein reinigt, ohne auf Widerstand zu treffen, den ganzen Tempelvorhof und kann danach ungehindert predigen – ist historisch gesehen unvorstellbar. Wir haben es mit einer ,Wundergeschichte’ zu tun“[15].

Doch solche Kritik ist heute längst verhallt.  Bei Theißen/Merz gilt die einstige Wundergeschichte wieder als hartes geschichtliches Faktum, dessen Realität nicht bezweifelt wird.

Die Vertreibung der Händler und Wechsler aus dem Tempel führt dazu, dass Jesus von der Tempelaristokratie dem jüdischen Statthalter Pontius Pilatus überstellt und als Messiasprätendent denunziert wurde, was die Todesstrafe am Kreuz nach sich zog.

Nach seinem Tode soll der Auferstandene Petrus und Magdalena erschienen sein, wobei am wahrscheinlichsten ist, dass eine ursprüngliche Protophanie vor Maria Magdalena unterdrückt wurde[16]. Wie es dazu kam, dass Maria Magdalena Petrus den Rang ablief, obwohl Frauen in der Jesusbewegung nach Theißen/Merz als „religiös selbstverantwortliche Subjekte“ behandelt wurden[17], bleibt unklar.

„Das umstrittene leere Grab“ wird von Theißen/Merz auch behandelt, mit dem überraschenden Ergebnis, dass sich für die beiden Theologen am Ende sogar „ein kleines Plus für die Möglichkeit, dass die Überlieferung vom leeren Grab einen historischen Kern hat“, ergibt. Ein Beleg für die Historizität der Auferstehung sei daraus nicht zu entnehmen, der Osterglaube könne zwar das leere Grab „erhellen“, aber das leere Grab kann den Osterglauben nicht begründen[18].

Die Überlegungen der anschließenden „hermeneutischen Reflexion“ sind so interessant und seltsam zugleich, dass sie kurz zitiert werden sollen:

„Die Grundfrage ist: Soll von Analogien unserer Erfahrungswelt her das Ostergeschehen gedeutet werden – oder soll es als analogieloser Einbruch von etwas ,ganz Anderem’ unsere Erfahrungswelt erweitern? Diese Alternative würde sich weniger scharf stellen, wenn es einen Grund gäbe, gerade gegenüber dem Osterglauben die Welt unserer Erfahrungsanalogien zu verlassen. Einen solchen Grund gibt es: Ostern ist eine Auseinandersetzung mit dem Tod. In der Auferstehung Jesu offenbart sich eine rätselhafte todüberwindende Macht. Vom Tod aber haben wir keine Erfahrung, sondern nur vom Leben bis nah an den Tod heran. Das Verstehen von Analogien der Erfahrungswelt her ist a priori auf Erscheinungen dieser Erfahrungswelt beschränkt. Dort, wo wir sie (wie im Tod) verlassen und in Bereiche jenseits unserer Erfahrungswelt dringen, müssen wir mit den Analogien unserer Erfahrung stranden. So wenig wie wir nun den Tod mit Analogien unserer Erfahrungswelt durchdringen können, so wenig können wir die todüberwindende Macht des Ostergeschehens nach solchen Analogien begreifen. Diese Macht bricht entweder analogielos in unser Leben – oder sie ist nicht das, was sie zu sein scheint. Sofern sie ins Leben ragt, ist es sinnvoll, nach analogen Visionen und außernormalen Informationen über den Tod hinaus zu suchen. Sofern sie aber von jenseits der Todesgrenze in unsere Welt hineinragt, müssen wir mit Analogien notwendig scheitern.“[19] 

Ein hervorragendes Beispiel für das, was man als „Theosophistik“ bezeichnen könnte! Als ob es darum ginge, dass der Tod ohne Analogie in der Erfahrungswirklichkeit ist. Das würde sicherlich von niemandem bestritten werden. Nicht der Tod, sondern die Auferstehung und Rückkehr eines Toten in die geschichtliche Wirklichkeit ist analogielos. Ein solches Ereignis, wo es behauptet wird, muss selbstverständlich vom Historiker nach Maßgabe der Analogien seiner Erfahrungswelt geprüft werden. Dass er dabei nur zu einem negativen Ergebnis gelangen kann, wenn er Historiker bleiben will, sollte selbstverständlich sein.

Überhaupt hätten Theißen/Merz gut daran getan, sich vor der Frage nach dem leeren Grab zunächst mit der historischen Frage nach dem Grab als solchem auseinanderzusetzen. Es ist ja keineswegs selbstverständlich und sogar äußerst unwahrscheinlich, dass Jesus überhaupt ein Grab erhalten hat, wie die Evangelien behaupten. Nach römischem Recht blieb nämlich den gekreuzigten Delinquenten der Luxus eines Grabes in der Regel ganz verwehrt: Sie blieben fast immer als Fraß wilder Tiere bis zu ihrer Verwesung am Kreuz hängen[20]. In der öffentlichen Zurschaustellung und Abschreckung für andere bestand ja auch der Sinn der Kreuzesstrafe. Dass ein Gekreuzigter bereits nach so kurzer Zeit wie Jesus vom Kreuz genommen und dazu noch in ein Grab gelegt wurde, war ungewöhnlich.

Letztlich entscheidend ist für Theißen/Merz, dass die Jünger „und Jüngerinnen“ zu der Überzeugung kamen, dass ihr Meister lebendig war und als „,der Mensch’, dem Gott nach einer Weissagung in Dan 7 alle Macht im Himmel und auf Erden geben wird“, „an die Seite Gottes“ rückte[21]. Dieser Glaube mit seinem an die Seite Gottes gerückten Menschensohn Jesus soll dann eine messianische und zunächst kaum von diesem zu unterscheidende Variante des Judentums geworden sein.

Geißler ist sich ziemlich sicher: Wenn Jesus heute leben würde, dann wäre er ein Verfechter der „Sonntagsarbeit bei Computerfirmen und Chipherstellern“.

Trotz ihrer Beteuerung, nicht die alten Fehler der Leben-Jesu-Forschung zu wiederholen und das eigene Jesus-Ideal in die Arbeit einfließen zu lassen, gelangen Theißen/Merz zu einem Jesusbild, bei dem genau dies der Fall ist. Wenn von den liberalen Jesusbildern galt, dass sie eben jene Persönlichkeitsstruktur aufwiesen, die von ihren Verfassern als höchstes ethisches Ideal angesehen wurde[22], dann gilt dies auch vom  Jesus dieser beiden Autoren. Wer wollte in ihrem „basisdemokrarischen“, herrschaftskritisch-eman­zi­patorischen, antipa­triarchalischen, ökonomie- und, familienkritischen, gewaltlosen Jesus nicht augenblicklich den systemkritischen, alternativen bundesrepublikanischen Zeitgeist um die Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert wiedererkennen, mit seinen Friedens- und Frauen-Bewegungen, seinen Friedensgottesdiensten und Ostermärschen, seiner Kritik am politischen und wirtschaftlichen „System“? Nur dass die Ökologie bei Theißen/Merz weitgehend unberücksichtigt bleibt. Diese Lücke hatte bereits der Journalist Franz Alt ausgefüllt[23]. Weitere Aktualisierungen waren dem ehemaligen CDU Generalsekretär Hans Geißler (in seinem Buch: „Was würde Jesus heute sagen?“) vorbehalten[24].

Für Geißler ist Jesus die Verkörperung der „Einheit von Handeln, Reden und Leben“ sowie Inbegriff praktizierter Nächstenliebe. Auf dieser allgemeinen Basis kann Geißler dann mühelos Kriterien für eine christlich geprägte Politik entwickeln. Überwiegend handelt es sich um Allgemeinplätze wie die, dass Versöhnung, Entspannung und friedliche Lösung von Konflikten vor Gewalt und Krieg den Vorrang haben; dass Fremdenfeindlichkeit nicht mit dem Evangelium vereinbar und insbesondere die Unterdrückung der Frau durch die katholische Kirche zu beklagen sei usw. usw. Nach einigen Ausflügen in die aktuelle Tagespolitik und einer Menge von Allgemeinplätzen überrascht Geißler seinen Leser schließlich doch noch mit einem originellen Plädoyer für die Entkriminalisierung des Haschischkonsums. Alles unter dem Motto: „Was würde Jesus heute sagen?“ Bei dieser Bandbreite christlichen Engagements kann es nicht verwundern, dass auch andere gesellschaftlich relevante Bereiche von Geißler nicht ausgeklammert werden und er Mutmaßungen über die Position Jesu zur Sonntagsarbeit in der IT Branche anstellt. Geißler ist sich ziemlich sicher: Wenn Jesus heute leben würde, dann wäre er ein Verfechter der „Sonntagsarbeit bei Computerfirmen und Chipherstellern“.

Fast scheint es, als hätten Theißen/Merz zur Rekonstruktion ihres Jesusbildes eine kürzere Fassung des Neuen Testaments benutzt. Mit souveräner Selbstverständlichkeit werden alle wunderbaren, mythischen oder legendenhaften Züge, die nicht in das von Theißen/Merz angestrebte Bild des Menschen Jesus hineinpassen, „abgezogen“, ausgeblendet oder vom Tisch gewischt

Was bei Geißler und Alt weniger verwundern mag, aber bei dem historischen gebildeten Theißen befremdet, ist der Anspruch, die Leser möchten ihm seinen gegenwartsnah und zeitgemäß auf die geistigen Bedürfnisse und Ideale seiner Generation zugeschnittenen Jesus allen Ernstes als „historischen“ abkaufen. Auf Kirchentagen, Kanzeln und in evangelischen Akademien mag das angehen, und der Erfolg des Buches beweist ja auch, dass es sein Publikum hat. Indessen stellt die Annahme, ein Zimmermannssohn aus Nazareth habe vor 2000 Jahren ein von seinem göttlichen Vater abgesegnetes Programm zur Lösung der heutigen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Probleme entwickelt, für jeden historisch denkenden Menschen eine intellektuelle Zumutung dar.

Fast scheint es, als hätten Theißen/Merz zur Rekonstruktion ihres Jesusbildes eine kürzere Fassung des Neuen Testaments benutzt. Mit souveräner Selbstverständlichkeit werden alle wunderbaren, mythischen oder legendenhaften Züge, die nicht in das von Theißen/Merz angestrebte Bild des Menschen Jesus hineinpassen, „abgezogen“, ausgeblendet oder vom Tisch gewischt, fast so, als taste dies den eigentlichen Charakter der Erzählungen gar nicht an und seien sie schon von den Evangelisten selber nicht ganz ernst gemeint gewesen. Dass Jesus „als Sohn des Holz- und Steinarbeiters Joseph und seiner Frau Maria in Nazareth geboren“ wurde, wird so behauptet, als sei dies die selbstverständlichste Sache der Welt. Dabei könnten gerade die Geburtsgeschichten mit ihren legendarischen Motiven, der jungfräulichen Empfängnis, dem Stern und den Magiern, den Engeln und den Hirten, anzeigen, in welcher Tonart die Evangelisten zu musizieren gedenken. Von einer Erzählung, die mit einem „Es war einmal“ beginnt, erwarten wir auch keinen historischen Tatsachenbericht, sondern ein „Und wenn sie nicht gestorben sind…“.

Wenn die „Verlagerung des Geburtsortes nach Bethlehem … ein Ergebnis religiöser Phantasie und Vorstellungskraft“ sein soll und Jesu Geburt dorthin verlegt wurde, „weil der Messias nach der Schrift in Bethlehem geboren werden musste“, warum sollte dann nicht auch die Davidssohnschaft, deren Möglichkeit Theißen/Merz an anderer Stelle in Betracht ziehen, ein Produkt eben dieser religiösen Phantasie sein? Und warum sollte dann nicht auch der von Theißen/Merz so selbstsicher angenommene Wohnort Jesu in Nazareth literarische Fiktion sein, zumal zu bedenken ist, dass Jesus in einer Reihe von Texten, wie oft beobachtet wurde, als Jesus der Nazoräer“ bezeichnet wird (Mt 2:23; 26:71; Lk 18:37; Joh 18:5, 7; 19:19; Apg 2:22; 3:6; 4:10; 6:14; 22:8; 24:5; 26:9), d.h. wohl als Mitglied der (von den Kirchenvätern bezeugten) Sekte der Nazoräer. Sieht es nicht so aus, als habe erst die sprachliche Ähnlichkeit mit dem Ort Nazareth die dichterische Phantasie des Evan­gelisten zur Verlegung des Wohnsitzes Jesu nach Nazareth inspiriert?

Wo haben wir in diesem religiösen Metaversum aus Fiktion und frommer Phantasie überhaupt noch festen Boden unter den Füßen? Wo lässt sich ohne Willkür das eine behaupten und das andere bestreiten? Letztlich bleibt es doch immer, darin folgen Theißen/Merz allen Leben Jesu Theologen vor und nach ihnen, der Entscheidung, der Kunst und dem Geschick der Exegeten  überlassen, welchen Zug der Erzählung sie als historisch herausfiltern und welchen sie als unhistorisch und „mythisch“ preisgeben.

Statt wie Historiker arbeiten sie wie Bildhauer, die sich geschickt ihr jeweiliges Idealbildnis aus dem überlieferten Material herausschlagen, ganz so wie es ihnen ihnen gefällt und wie es ihrem (theologischen) Geschmack entspricht. Die Kenntnis ihres Handwerks, der historisch-kritischen Methode, gibt ihnen dazu die nötigen Mittel in die Hand, und es wäre naiv zu meinen, dass diese gleichsam wissenschaftlich „objektiv“ angewandt würden. Die ganze Geschichte der Leben-Jesu-Forschung hat gezeigt, dass dies nie der Fall war und dass es kaum etwas gab und gibt, was nicht historisch behauptet oder nicht bestritten, was nicht historisch begründet oder widerlegt werden kann. Einem naiven Bibelleser wollen wir nicht verübeln, wenn sich bei ihm unter der Hand bei der Auslegung von Bibeltexten gewisse theologische Lieblingsgedanken und Wunschvorstellungen einschleichen. Den Theologen, die Historiker sein wollen, schon.

Dass die beiden Autoren mit dem Gedanken einer genealogischen Herkunft Jesu aus dem Stammbaum Davids kokettieren, verwundert nicht (S. 184). Natürlich ist dieser Gedanke für Exegeten wie Theißen/Merz, die Jesus nicht nur sozio-kulturell sondern auch ­biologisch aus rein jüdischen Wurzeln verstehen wollen, reizvoller als der aus dem „heidnisch“-helleni­stischen Umfeld stammende und darum schon per se unattraktive Gedanke der Jungfrauengeburt[25].Und doch ist vermutlich das eine genauso unhistorisch wie das andere.

Dass es sich bei dem zwölfjährigen Jesus im Tempel nicht um „historisch zuverlässige Nachrichten über Jesu Bildungsweg“, sondern um „Legende“ handelt [26], versteht sich für Theißen/Merz von selbst. Das hindert sie allerdings nicht daran, ein dazugehörendes Detail wie die Wallfahrt der Familie nach Jerusalem für durchaus möglich zu halten (S. 319). Alles nach dem Motto: der sprechende Wolf ist unhistorisch, aber ein kleines Mädchen mit einem roten Käppchen hat es gegeben.

Unhistorisch sind für Theißen/Merz natürlich auch die göttliche Stimme und die Herabkunft der Taube bei der Taufe Jesu. Doch was berechtigt dazu, die Existenz eines Täufers, eines Getauften und der Taufe als geschichtlich verbürgt anzusehen und sogar von „einem der sichersten Daten im Leben Jesu“ zu sprechen[27]  – wie „sicher“ müssen da erst die anderen sein? – wenn die den Gang der Erzählung bestimmenden, entscheidenden Züge in das Reich der Legende verwiesen werden?

Die von Matthäus und Lukas (Mt 4:1ff./Lk 4,1ff.) berichtete Versuchungsgeschichte wird von Theißen/Merz kaum eines Satzes gewürdigt, was verständlich ist, da ein Jesus, der in die Wüste geht, um dort mit dem Teufel zu parlieren, schlecht zu dem „historischen Jesus“ passt, den sie uns gerne vorführen möchten. Stattdessen wird der Leser immer wieder mit Exkursen über „sozio-ökologische Spannungen zwischen Stadt und Land“, über „sozio-ökonomische Spannungen zwischen Reichen und Armen“, über „sozio-politische Spannungen zwischen Herrschern und Beherrschten“ bei Laune gehalten (S. 161ff) und bekommt, wenn er ahnungslos genug ist, die wissenschaftliche Staffage nicht zu durchschauen, möglicherweise den Eindruck, dass das Ganze bei so viel historischem Lokalkolorit, trotz Jungfrauengeburt, himmlischer Taube und Teufel wohl doch auf irgendwie geschichtlicher Basis beruhen könnte.

Theißen/Merz erwähnen, dass Jesus sich seine Jünger „durch sein vollmächtiges Wort … direkt aus ihrer Berufsarbeit als Fischer und Zöllner heraus (Mk 1,16-18.19f; 2,3)“ berufen habe. Auf Seite 274 heißt es, es bedürfe

„keines eingehenden Nachweises, dass Ostererfahrungen in den Text hineingewebt sind. Er begegnet auch als Ostergeschichte (Joh 21,1ff) enthält aber selbst in der lk Fassung Hinweise auf die österliche Situation. Wenn Petrus bekennt, er sei ein sündiger Mensch, so dürfte an die Verleugnung des Herrn gedacht sein. Wenn Jesus diesem sündigen Menschen vergibt und ihm sagt: ,Fürchte dich nicht: Von nun an wirst du Menschen fischen!’ (5,10), so war das streng genommen erst Ostern der Fall: Von da ab erst trat Petrus als Missionar selbständig auf“.

Diese heute von den vielen anderen Theologen geteilte Auffassung hat einiges für sich – jedenfalls solange man vom traditionellen Standpunkt der Exegeten ausgeht und zwischen einem irdischen Jesus und einem „erhöhten“, Christus unterscheidet. Doch auch und gerade dann wäre zu fragen, was uns methodisch dazu berechtigt, die Grenzen dieser Rückprojektion österlicher Erfahrungen so eng zu ziehen. Könnte die „überraschende Selbstverständlichkeit“[28], mit der dem Ruf Jesu Folge geleistet wird und die uns Theißen/Merz mit dem „vollmächtigen Wort“[29] Jesu erklären wollen, nicht ihre Erklärung eher darin haben, dass in der ursprünglichen Version der Erzählung gar nicht von einem Menschen, sondern von einem göttlichen Wesen – ähnlich dem antiken Heilgottt Asklepios oder Hermes – die Rede war? Mit der charismatischen Kraft eines Menschen ist das alles nicht zu erklären.

Natürlich hängt die Annahme einer Rückprojektion österlicher Erfahrungen in das Leben Jesu davon ab, dass es eine solches „Leben Jesu“ überhaupt geben hat. Wie aber, wenn es sich dabei um eine Selbsttäuschung der Exegeten handelte, weil nach Wegnahme aller von ihnen als „kerygmatisch“ angesehenen Bestandteile, aller mythischen Elemente, aller „Rückprojektionen“, aller volkstümlichen Verschiebungen und „Anreicherungen“, von diesem „Leben Jesu“ gar nichts mehr übrig bliebe und wir gar kein Recht mehr besäßen, eine solche historische Grundlage weiterhin vorauszusetzen? Wie also, wenn dieses „Leben Jesu“, in das hinein die Auferstehungserfahrungen der Jünger projiziert worden sein sollen, gar nicht existierte, sondern statt dessen nur Geschichten, die von einem Wunder wirkenden, Menschen heilenden und berufenden göttlichen Wesen handelten, die nicht „rückprojiziert“, sondern historisiert wurden?

Wir bleiben noch bei den Wundergeschichten, die von Theißen/Merz sozusagen „wegrationalisiert“ werden. Zwar verliert der gottgleiche Held, von dem die Evangelien berichten, dadurch, dass er auf das normalmenschliche Maß eines bloßen „Charismatikers“ und „Heilers“ zurechtgestutzt wird, an seiner imponierenden Aura und Größe, und doch hat diese Maßnahme den Vorteil, dass uns der Jesus der Evangelien als Mensch erhalten bleibt. Denn in der Geschichtsforschung gilt bekanntlich das Gesetz der Analogie, und jemand, der Tote auferweckt, über das Wasser geht oder zum Himmel auffährt, bleibt als solcher, von unserem heutigen Erfahrungshorizont aus, nun einmal analogielos. Als Charismatiker und Heiler stellt Jesus dagegen für uns auch heute noch eine historische Möglichkeit dar, und wir können ihn uns geradezu als eine Art Albert Schweitzer in Galiläa vorstellen.

Die von Theißen/Merz angewandte Methode ist genau das: moderne Exegetenwillkür und ein klassisches Beispiel für die alte liberale „Abzugsmethode“, die uns den Exorzisten und Therapeuten, also den Arzt und Heiler Jesus, erhalten soll, aber den seewandelnden, verklärten Jesus usw. in den Bereich der „urchristlichen Dichtung“ verweist.

Wir haben oben schon gesehen, dass Theißen/Merz einige Wundergeschichten als „Rückprojektionen“ der österlichen Auferstehungserfahrung in das Leben Jesu deuten. Dies ist auch mit der Geschichte vom Seewandel der Fall (Mk 6,47 par). Da „nur ein göttliches Wesen … über das Wasser gegen“ kann[30], Theißen/Merz aber ein Buch über den „Historischen Jesus“ schreiben wollen, ist das nur konsequent. Zur selben Kategorie der rückprojizierten Ostererfahrungen zählen nach Theißen/Merz  außer dem Fischwunder und dem Seewandel auch noch die Verklärungsgeschichte und die Brotvermehrung.

Offenbar empfindet Theißen selber die Problematik, die darin liegt, alle nicht zum Bild eines historischen Jesus passenden Elemente als österliche „Rückprojektion“ oder „volkstümliche Verschiebung und Anreicherung“ einfach „abzuziehen“[31]. Am Schluss des Abschnitts „Die urchristliche Wunderüberlieferung als Auswirkung des historischen Jesus und als urchristliche Dichtung“ beteuert er:

„Es ist keine moderne Willkür, wenn wir festhalten: Die für uns nur schwer vorstellbaren ,Naturwunder’: Brotvermehrung, Fischwunder und Seewandel sowie die Verklärung haben innerhalb der Wunderüberlieferung einen besonderen Charakter. Sie sind nachweislich von österlichen Motiven durchdrungen, was man von den Exorzismen und Therapien so nicht sagen kann“[32].

 Doch! Die von Theißen/Merz angewandte Methode ist genau das: moderne Exegetenwillkür und ein klassisches Beispiel für die alte liberale „Abzugsmethode“, die uns den Exorzisten und Therapeuten, also den Arzt und Heiler Jesus, erhalten soll, aber den seewandelnden, verklärten Jesus usw. in den Bereich der „urchristlichen Dichtung“ verweist.

Die urchristliche Wunderüberlieferung ist als Dichtung keine Auswirkung des historischen Jesus, sondern der „historische Jesus“ ist als Wundertäter eine Auswirkung der urchristlichen Dichtung.

Dass die „Summarien“, solche Stellen, die im übrigen keineswegs beanspruchen, Jesu Wundertätigkeit in Gänze darzustellen, sondern nur knappe Berichte von Krankenheilungen sind, überlieferungsgeschichtlich älter seien als die Erzählungen von den Naturwundern (S. 272 ff.), ist eine willkürliche Behauptung. Sie wurde aus der Not geboren, um historische „Heilungswunder“ von unhistorischen „Naturwundern“ zu unterscheiden.

Und was die Aussprüche Jesu (Apophthegmen) betrifft: Die Antwort Jesu an den Täufer Johannes: „Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt“ (Mt 11:5) zeigt, dass auch die Totenerweckung durchaus ins Repertoire von Jesu Wundertätigkeit gehört. Müsste Theißen eine solche Aussage nicht konsequenterweise dem „nachösterlichen“ Gemeindeglauben zuordnen? Die urchristliche Wunderüberlieferung ist als Dichtung keine Auswirkung des historischen Jesus, sondern der „historische Jesus“ ist als Wundertäter eine Auswirkung der urchristlichen Dichtung.

Obwohl man von ihnen als Exegeten eine besondere Achtsamkeit im Umgang mit Texten erwarten sollte, bemerken Theißen/Merz nicht, dass ihren Texten durch die von ihnen praktizierte „Abzugsmethode“ sozusagen das Herz herausgerissen wird. Sie zerstören den eigentümlichen mythischen Charakter der Evangelientexte und machen aus antiker religiöser Poesie eine moderne Sozialschmonzette, die mit dem Gehalt des Erzählten und der ursprünglichen Intention der Erzähler, die uns tatsächlich nicht die Geschichte eines Menschen, sondern eines Gottmenschen erzählen wollen, nichts mehr zu tun hat. Sie begreifen nicht, dass das gottmenschliche Wesen in den Evangelien für den modernen Menschen gar nicht in die geschichtliche Wirklichkeit eines „historischen Jesus“ übertragen werden kann, ohne dass dabei doppeltes Unrecht geschieht: sowohl an der Geschichte als auch an den Erzählungen selbst und ihrem poetischen-mythologischen Charakter.

Doch wenn der Christus der Evangelien schon auf diese Weise zu seiner nackten historische Faktizität „entmythologisiert“ werden soll, weil man glaubt, nur so könne man ihn dem heutigen Menschen schmackhaft machen, wo soll dann das Ende sein? Wäre nun nicht zu fragen, warum man nicht konsequenterweise einen Schritt weitergeht und auch noch den letzten mythologischen Rest entfernt, den Gedanken der „Sendung“? Denn ist nicht auch dies ein ebenso mythologischer wie unhistorischer Gedanke, dass Gott eine Person aus der Menschheit auserwählt und „gesandt“ haben soll, um dem Rest der Menschheit daran  für alle Zeiten und Kulturen das Menschsein vor Augen zu stellen?

Um eben diesen naiven Gedanken aber ist es Theißen/Merz offenbar zu tun, in ihn mündet theologisch gesehen der ganze historische Aufwand ihrer Leben-Jesu-Forschung, wie besonders ihre Ausführungen zum Thema Menschensohn zeigen. Danach soll Jesus „durch seine Human-Christologie“ dem Menschen selbst „messianische Würde“ verliehen haben.

„Der Osterglaube führte zum Glauben an einen verwandelten ,Menschen’, der auch jenseits der Todesgrenze nicht aufhört, Gottes Geschöpf zu sein. Diese neuen Perspektiven setzten eine utopische Kraft frei, dass durch Angleichung aller an diesen ’neuen Menschen‘ traditionelle Unterschiede zwischen Völkern, Klassen und Geschlechtern überwunden werden könnten: Unterschiede zwischen Juden und Griechen, Sklaven und Freien, Männern und Frauen (Gal 3,28). Heutige Reflexion über Jesus darf in ihm eine Art Metamorphose des Menschlichen sehen. Schon im Urchristentum wurde die Vision Daniels auf Jesus bezogen: Das vom ,Menschenähnlichen’ herbeigeführte Gottesreich sollte die tierischen Reiche ablösen. In einer großartigen Vision wurde die menschliche Geschichte als Übergang von Tieren zu einem noch nicht erschienenen ,Menschenartigen’ gedeutet. Jesus wurde in die Rolle des Menschenähnlichen gerückt. Und die Frage ist immer wieder: Ob sich Menschen finden, die sich von der von Jesus verkörperten Verwandlung ergreifen lassen und trotz des Scheiterns aller Hoffnungen an Tod und Gewalt mitten in einer unerlösten Welt darauf vertrauen, dass im Bündnis mit Gott menschliches Leben möglich ist … Als Menschensohn ist Jesus eine neue Gestalt des Menschlichen. Glaube an ihn ist Teilhabe am unvollendeten Projekt Gottes in dieser Welt: am Menschen, dessen Geschichte und Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist“[33].

Man man mag fragen, ob solche Betrachtungen nicht besser in eine Predigt als in ein historisches Buch gepasst hätten. Außerdem sind die wohlklingenden theologischen Resultate wieder einmal nur durch „Eis-Exegese“ und Projektion moderner Wunschvorstellungen in antike Texte zustande gekommen. Denn ob „in der mythischen Symbolwelt … mit solchen Bildern [sc. die tierischen Weltreiche von Daniel 7] eine Art ,Humanismus’ zum Ausdruck gebracht werde“, ist doch sehr die Frage. Trotz gegenteiliger Beteuerung handelt es sich dabei um einen krassen Anachronismus. Mit einer historischen Auslegung des sperrigen Titels „Menschensohn“ hat das nichts zu tun. Weder die alttestamentlichen und apo­kryphen noch die neutestamentlichen Quellen lassen es zu, das Bild des „Menschensohns“ Jesus zu „einer neuen Gestalt des Menschlichen“ zu verklären. Stellen wie Mt 13:41-42, wo Jesus in der Funktion des endzeitlichen Menschensohn-Richters auftritt und seine Engel aussendet, um das vom Glauben abgefallene, sündige Menschengeschmeiß in den Feuerofen werfen zu lassen („da wird sein Heulen und Zähneklappern“!), dürften mit unseren modernen Vorstellungen über die „neue Gestalt des Menschlichen“ wohl kaum kompatibel sein. Eben wohl nur „eine Art ‚Humanismus’“.

Ein anderes Problem, über das sich Theißen/Merz offenbar keine Rechenschaft gegeben haben, betrifft die weitere Geschichte ihrer „Jesusbewegung“. Unklar bleibt, wie sich aus der von ihnen vorausgesetzten  kleinen innerjüdischen Gruppierung die geschichtlichen Linien hin zu Paulus und weiter zu der dann im 2. Jahrhundert sich herausbildenden römisch-hellenistisch geprägten Kirche ausziehen lassen. Dazu Merz:

„Dass aus dieser palästinensischen Jesusbewegung innerhalb weniger Jahrzehnte eine auf die ganze damalige Welt gerichtete hellenistische Kultbewegung wurde, ist eine Tatsache, ein wiederum historische beschreibbarer, faszinierende Vorgang, der nicht mehr Darstellung des hi­storischen Jesus ist“[34].

Zum Glück gibt uns Merz dann doch noch einige „Anknüpfungspunkte“, die uns ungefähr ahnen lassen, wie eine solche Entwicklung nach ihrer Meinung überhaupt möglich war. Wer dabei als Erklärungsmodell an eine jähe krisenhafte Entwicklung innerhalb der Jesusbewegung gedacht hatte, bei der die innerjüdischen Anfänge innerhalb kürzester Zeit preisgegeben und zugun­sten hellenistischer Einflüsse verdrängt wurden („akute Hellenisierung“), sieht sich allerdings getäuscht. Statt eines solchen Modells soll alles – mit Hilfe eines „religiös kompetenten Kreises von Anhängerinnen und Anhängern“ – sehr viel organischer vor sich gegangen sein. Neben der Relativierung kultischer Normen ließ sich angeblich die „in der Jesusbewegung zentrale Dynamik, marginalisierte Menschen wieder einzubinden, religiöse und soziale Ausgrenzungen zu überwinden, … stimmig … in eine Dynamik der Öffnung für Nichtjuden“ überführen.

Darüber hinaus weist Merz auch noch auf die „große Faszination, die von der vielseitigen Figur des Jesus von Nazareth ausging, hin:

„Er vereinigt enorm viele religiöse Rollen, die des apokalyptischen Predigers, die des Wundertäters, Dichters und nicht zuletzt ,networkers’, der einen religiös kompetenten Kreis von Anhängerinnen und Anhängern hinterließ … Dass die Jüngerinnen und Jünger aufgrund ihrer Anteilhabe am Charisma Jesu in der Lage waren, seine Sache weiterzutragen, flexibel auf die Erfordernisse veränderter Situationen zu reagieren und ihre Erinnerungen an Jesus und seine Lehre in Formen zu fassen, die über ihre eigene Lebenszeit hinaus tradiert werden konnten, war letztlich entscheidend für die weiterer Entwicklung“ [35].

Hätten Theißen/Merz Recht, wäre die Geschichte der Kirche die Geschichte eines gigantischen Missverständnisses.

Merkwürdig nur, dass die jüdischen Wurzeln der „innerjüdischen Erneuerungsbewegung“ schon nach wenigen Jahren und Jahrzehnten bei einem ihrer erfolgreichsten Propagandisten Paulus vollkommen ausgeblendet wurden und er vom „Judaismus“ (Gal 1:13f) sprechen konnte, als handele es sich beim Christentum um eine ganz eigenständige und von Judentum losgelöste Größe. Merkwürdig nur, dass von der großen „Faszination“ des Charismatikers, Wundertäters und Dichters aus Nazareth schon wenige Jahre nach Tod und Auferstehung trotz des „kompetenten Kreises von Anhängerinnen und Anhängern“ so wenig zu spüren ist, dass er in den Briefe des Apostels Paulus keine Rolle mehr spielt und dieser außer Geburt, Tod und Auferstehung nichts mehr über ihn mitzuteilen weiß. Merkwürdig nur, dass die Weitergabe der Erinnerung an den Meister trotz des „religiös kompetenten Kreises von Anhängerinnen und Anhängern“ so schlecht funktionierte, dass die Evangelisten rund ein halbes Jahrhundert später nicht mehr in der Lage waren, ein stimmiges Bild des Menschen Jesus zu zeichnen, sondern sich statt dessen mit allerlei „Gemeindebildungen“, d.h.  mit Mythen und Legenden, behelfen mussten, die sie sich als Anleihen aus ihrer Umwelt beschafften. Merkwürdig nur, dass die angebliche ungeheure Wirkung des apokalyptischen Predigers und Wunderheilers, der in Galiläa und Palästina große Menschenmassen in Bewegung gesetzt haben soll, so schnell verpufft war, dass es schon wenige Jahrzehnte nach Tod und Auferstehung niemand mehr gab, der sich noch recht auf ihn besinnen konnte. Denn statt der Erinnerung an den Menschen verkündet Paulus einen metaphysisch überhöhten Gottessohn; statt der Erinnerung an den Menschen bedienen sich die Verfasser der Evangelien bei der Darstellung des Lebens Jesu mythologischer Anleihen in einem solchen Umfang, dass es noch nicht einmal mit Hilfe moderner Methoden der Text-, Literar-, Quellen-, Redaktionskritik usw. gelungen ist, das vermeintlich ursprüngliche und historische Bild des Mannes aus Nazareth aus dem mythologischen Geröll zu befreien.

Theißen/Merz, die sich dies zutrauten, möchten um der Entdeckung ihres geschichtlich und theologisch ins Judentum gehörenden Jesus und seiner rein „innerjüdischen Erneuerungsbewegung“ willen alles Hellenistische, d.h. für sie wohl, Fremde, Heidnische, Schmutzige, aus den Anfängen der Jesusbewegung fernhalten. Der Schluss von dem Satz: „Jesus gehört geschichtlich und theologisch ins Judentum“ zu dem anderen: „Ein Christentum, das sich in der Nachfolge Jesu um beides bemüht, kann sich selbst nur treu bleiben, wenn es seinen jüdischen Wurzeln treu bleibt“ funktioniert sonst nicht. Für ihre Lieblingsidee sind Theißen/Merz bereit, geschichtliche Zusammenhänge zu konstruieren statt zu rekonstruieren. Ihre Schilderung des Übergangs „von der palästinensischen Jesusbewegung zur weltweiten urchristlichen Missionsbewegung“ bzw. zur „hellenistischen Kultbewegung“ ist historisch nicht nachvollziehbar. In alle frühen christlichen Zeugnissen, ob Paulusbriefe oder Evangelien, lassen sich jüdische und hellenistische Elemente nicht voneinander trennen. Bei den angeblich rein innerjüdischen Ursprüngen des Christentums handelt es sich um eine Mär, die nicht durch Quellen belegt wird und nur mit Phantasie in die Texte hineingelesen werden kann. Alles Christliche ist von Anfang an immer auch umgeben und durchdrungen vom hellenistischen Geist. Es ist ein Irrglaube zu meinen, man könne das eine ohne das andere, das Jüdische ohne das Hellenistische haben. Es sollte zu denken geben, dass schon der Begriff „Evangelium“ selber altte­stamentlich ganz analogielos ist.

Hätten Theißen/Merz Recht, wäre die Geschichte der Kirche die Geschichte eines gigantischen Missverständnisses. Nachdem das Wissen über die wahren, nämlich rein jüdischen Ursprünge des Christentums schon nach wenigen Jahren verschüttet war und über 2000 Jahre lang im Dunkeln lag, wäre es 1996 von Theißen/Merz wiederentdeckt und neu ans Licht gebracht worden. Wären die beiden Exegeten konsequent, müssten sie eine neue Religion begründen. Doch sollten sie es niemandem verübeln, wenn ihr Gott, der diese wirre „Heilsveranstaltung“ in Szene gesetzt haben soll, nur wenig Glauben fände.

Literaturverzeichnis

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Anmerkungen

[1] Der Text wurde im Januar 2011 noch einmal grundlegend von mir überarbeitet.

[2] Sanders 1991, S. 98ff

[3] Schmithals 1986, S. 206; Bultmann, Merk 1984, S. 40, 62

[4] Frey 1995, S. 29

[5] Schmithals 1986, S. 214

[6] Mk 10:29-30 29: „Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verläßt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, 30 der nicht hundertfach empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen – und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.“

[7] Theißen, Merz 1997, S. 494

[8] Theißen, Merz 1997, S. 494; Zum „lodernden Feuer ethischer Energie“ mit Blick auf die alttestamentlichen „Zornesausgießungen“ des bisweilen ein wenig unbeherrschten alttestamentlichen Gottes vgl. Sloterdijk 2006, S. 140f: „Noch heute besitzen Theologen zuweilen die bewundernswerte Fähigkeit, solche Sachverhalte in ein attraktives Licht zu rücken: Der Gott Israels sei eben ,ein loderndes Feuer ethischer Energie’, das die Liebe zum Nächsten entzünden möchte. Wer es lieber kühler hat, bereitet sich selber eigensinnig die Hölle.“

[9] Merz 2009, S. 45

[10] Mt 3:7; 5:20; 9:11, 34; 12:2, 14, 24, 38; 15:7, 12; 16:3, 6, 11f; 19:3; 21:46; 22:15; 23:2ff, 13, 15, 23, 25ff, 29; 27:62; Mk 2:16, 18, 24; 3:6; 7:1, 6f; 8:11, 15; 10:5; 12:13; Lk 5:21, 30, 34; 6:2, 7; 7:30, 39; 11:39, 42f, 53f; 12:1; 14:1ff; 15:2; 16:14; 18:10f; 19:39; Joh 4:1; 7:32, 45, 48; 9:16; 11:47, 57; 12:42; 18:3

[11] Merz 2009, S. 29

[12] Theißen, Merz 1997, S. 488

[13] Theißen, Merz 1997, S. 495

[14] Sanders 1991; vgl. Kümmel 1988, S. 27

[15] Schmithals 1986, S. 490f

[16] Theißen, Merz 1997, S. 435

[17] Theißen, Merz 1997, S. 205

[18] Theißen, Merz 1997, S. 439

[19] Theißen, Merz 1997, S. 443

[20] In diesem Sinne noch im 4. Jh. n. Chr. der Astrologe Manetho: Mit der Kreuzigung werden „Mörder, Räuber, Unheilstifter und Betrüger“ hingerichtet. „Mit Verrenkung (der (Glieder) bestraft, sehen sie als ihr Schicksal den Pfahl, unter bittersten Qualen festgeheftet (und) angenagelt, übler Fraß für Raubvögel, schlimme Beute der Hunde“ (Apotelesmatica 4,196-200); vgl. Wolter 2009, S. 200.

[21] Theißen, Merz 1997, S. 495

[22] Theißen, Merz 1997, S. 25

[23] Alt 1983; vgl. noch Alt, Geißler 1983

[24] Geißler 2004

[25] Ist der reinjüdische Jesus davidischer Herkunft möglicherweise ein verspäteten Reflex auf den „arischen Jesus“ von Hirsch 1939 und Grundmann 1941?

[26] Theißen, Merz 1997, S. 318

[27] Theißen, Merz 1997, S. 184

[28] Schmithals 1986, S. 105

[29] Theißen, Merz 1997, S. 198

[30] Theißen, Merz 1997, S. 274

[31] Theißen, Merz 1997, S. 275

[32] Theißen, Merz 1997, S. 275

[33] Theißen, Merz 1997, S. 488f

[34] Merz 2009, S. 54

[35] Merz 2009, S. 54