Seit der ersten Veröffentlichung ist meine Aufsatzreihe über die Spuren indischer Philosophie bei Basilides auf rege Resonanz gestoßen. Es ist mir eine besondere Ehre mitzuteilen zu dürfen, dass Dr. Michael Lockwood, ein ausgewiesener Kenner indischer Kultur und Philosophie, inzwischen beide Texte ins Englische übersetzt und somit einer breiteren Leserschaft zugänglich gemacht hat. Dafür ganz herzlichen Dank!
- Traces of Indian Philosophy in Basilides – Part 1: Basilides References to Sāṃkhya
- Traces of Indian Philosophy by Basilides – Part 2: Religious Historical Intersections
Ich werde oft nach den Gründen für die große Aufmerksamkeit, die ich dem alexandrinischen Häretiker seit geraumer Zeit entgegenbringe, gefragt. Die Antwort ist einfach: Basilides ist ein entscheidendes Verbindungsglied zwischen einer (indisch-buddhistisch gefärbten) Gnosis und dem (daraus hervorgegangenen) frühen Christentum. Daran, dass indischer „spirit“ den Anstoß für die Entstehung der frühchristlichen Religion und auch für die Gestaltung des neutestamentlichen Jesusbildes gegeben hat, habe ich, ebenso wie Dr. Lockwood, Dr. Zacharias P. Thundy oder Dr. Christian Lindtner, inzwischen nicht mehr den geringsten Zweifel. Insofern ist das Christentum auch für mich im weitesten Sinne eine mit jüdischen Bildern und Symbolen illustrierte „Sonderform“ indischer Spiritualität. In der (älteren) Gnosis sind die Verbindungen deutlicher als bei den Kirchenschriftstellern. Altes Testament oder auch klassische Literatur sind sozusagen nur das neue „Gewand“, worin sich dieser „spirit“ gekleidet hat. Von Gnostikern wie Basilides oder Valentin führt eine unmittelbare Linie zu einigen frühen neutestamentlichen Texten, die, wie z.B. das von beiden Häretikern bezeugte Johannesevangelium, budddhistische Färbung und Handschrift aufweisen (so auch Eugen Drewermann). Auch die sogenannten „Kinderevangelien“, deren buddhistischer Hintergrund seit langem diskutiert wird, sind offenbar durch Gnostiker wie Basilides oder Markus ins frühe Christentum gelangt. Ich hoffe den Nachweis dafür, in meinem nächsten Buch führen zu können.
Bruno Bauer, dessen 209. Geburtstag gestern begangen wurde, schrieb einst:
„Das Gemüt des neuen Gebildes (= Christentum) kam vom Westen, das Knochengerüst lieferte das Iudentum.“
In der Abwandlung dieses Satzes möchte ich sagen:
„Das Gemüt des neuen Gebildes (= Christentum) kam vom Osten, das Knochengerüst lieferte das Iudentum.“