Jan Kozák und die Wiedergeburt des Buddhismus im Christentum

Aleš Pořízka aus Prag, auf dessen Webseite Fidelo ich bereits vor ein paar Monaten hinwies, machte mich jüngst auf den tschechischen Sankskrit-Experten und Autor Jan Kozák aufmerksam, dessen Überlegungen sich an vielen Punkten mit den von mir geäußerten Annahmen zur Genese des frühen Christentums überschneiden. Kozák veröffentlichte unter anderem die kommentierte Übersetzung einiger Texte aus Nag Hammadi unter besonderer Berücksichtigung des Thomas-Evangeliums: Evangelium “neznámého” boha (Das Evangelium des „Unbekannten“ Gottes), Praha, Bibliotheca gnostica 1994, und die kommentierte Übersetzung einer Auswahl von Texten aus Hippolyts Refutatio: Hippolytus: Vymítání všeho kacířstva (Hippolytus: Widerlegung aller Häresien), Praha, Bibliotheca gnostica 1998. Weitere Titel finden sich hier. Ich referiere seine Theorien im folgenden im Anschluss an die mir vorliegende Paraphrase  Aleš Pořízkas.

Nach Kozák ist die ursprüngliche Gnosis weder im Judentum noch im Neuplatonismus entstanden, sondern ist vielmehr ein Produkt der indisch-religiösen Vorstellungswelt (Sankhya und Mahayana-Buddhismus). Kozák ist davon überzeugt, dass der ursprüngliche Dualismus der Gnosis in der jüdischen Umgebung schrittweise zurückgenommen wurde. Dieser Prozess kann ihm zufolge in den in die gnostischen Texte interpolierten alttestamentlichen Zitaten und scheinbaren Parallelen verfolgt werden: Sie zeigen, dass die Gnosis allmählich in ihr materielles Gegenteil, den chtonischen Kult des kanonischen Christentums umgeschlagen ist. Am Ende wurde der höchste Gott der Gnosis mit dem Demiurgen Jahwe, das Kreuz als Symbol der Flussüberquerung mit dem Folterwerkzeug identifiziert, die Zeremonie des Soma-Tranks wurde zum chthonischen Getränk des Blutes Gottes.

Kozák stellt außerdem fest, dass die Zitate in den von Hippolyt zitierten gnostischen Texten oft mit einem doppelten “dicit” auftreten, von denen mindestens ein “dicit” aus Hippolyts Quelle kommen muss – nach Kozák ein Hinweis darauf, dass Hippolyt nur eine einzige Quelle besaß, die Große Verkündigung des Simon Magus. Auf dieser Grundlage gelangt er zu seiner Auffassung, dass Hippolyt nur Simons Schrift zur Verfügung stand und die darin vertretenen Lehren auch auf andere Gnostiker, von denen er in der Regel keine Kenntnis besaß, übertrug. Kozák kommt schließlich zum Schluss, dass der Gründer des Christentums kein anderer als Simon Magus war (die vollständige Argumentation findet sich hier).

Wer an Kozáks Thesen interessiert und des Tschechischen mächtig ist, oder aber über ein gutes Übersetzungsprogramm verfügt, erfährt hier mehr.  HD

Facebooktwittergoogle_plusredditlinkedinmail

5 Kommentare

  1. Po niemiecku i po czesku. To i po polsku.
    Czy teza głoszona przez Kozaka że jest jeden założyciel chrześcijaństwa jest przekonująca ?

    Wszystkiego najlepszego z okazji 500 lat Reformacji.

  2. I love linear explanation from one point to another. But diversity of trends is multiplyed by syncretism.
    Lucky shot of mere man, crucified messiach can not be traced. Too mamy possibilities only few unreliable sources.
    Simon was an important figure. Like Marcion. He did something crucial but what?

Kommentare sind geschlossen.